In den letzten Jahren hat sich der Weinbau erheblich verändert. Der Klimawandel, strengere Umweltauflagen (wie der European Green Deal) und der Wunsch nach nachhaltiger Landwirtschaft haben Winzer und natürlich Züchter weltweit dazu veranlasst, nach neuen Wegen zu suchen, um qualitativ hochwertigen Wein zu produzieren. Eine vielversprechende Lösung sind pilzwiderstandsfähige Rebsorten, auch PiWi genannt. Diese Rebsorten wurden gezüchtet, um den Befall durch Pilzkrankheiten wie falschen und echten Mehltau (Peronospora und Oidium) und Botrytis zu minimieren.
Doch sind PiWi-Rebsorten wirklich die Zukunft im Weinbau? Dieser Blog-Artikel beleuchtet die Vorteile, Herausforderungen und die Perspektiven der PiWi-Rebsorten und die Überlegungen die auch wir uns stellen, in unserem kleinen biodynamischen Weingut La Villa Mergo (www.lavillamergo.eu).
Was sind PiWi-Rebsorten?
PiWi steht für "pilzwiderstandsfähige" Rebsorten. Diese Reben wurden durch gezielte Kreuzungen zwischen traditionellen europäischen Reben (Vitis vinifera) und widerstandsfähigen amerikanischen oder asiatischen Wildreben entwickelt. Ziel dieser Züchtungen ist es, Rebsorten zu erhalten, die weniger anfällig für Pilzkrankheiten sind, ohne dabei die Qualität und den Geschmack des Weins zu beeinträchtigen.
Geschichte und Entwicklung von PiWi-Rebsorten
Die Züchtung pilzwiderstandsfähiger Rebsorten begann bereits im 19. Jahrhundert, als die Reblausplage europäische Weinberge verwüstete. Damals wurden amerikanische Reben importiert, die resistenter gegen diese Schädlinge waren. Im Laufe des 20. Jahrhunderts setzte sich die Forschung fort, und es wurden zunehmend Rebsorten gezüchtet, die gegen Pilzkrankheiten resistent sind. In den letzten Jahrzehnten haben sich die Bemühungen intensiviert, um den steigenden Anforderungen an Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit gerecht zu werden.
Vorteile von PiWi-Rebsorten
Reduzierter Pflanzenschutzmittel-Einsatz steht ganz vorne: Da PiWi-Rebsorten widerstandsfähiger gegen Pilzkrankheiten, insbesondere den falschen und den echten Mehltau sind, benötigen sie weniger chemische Pflanzenschutzmittel. Dies reduziert erheblich die Umweltbelastung und schont die Gesundheit der Menschen die im Weinberg arbeiten, in der Nähe wohnen und/oder dort die Natur genießen.
Nachhaltigkeit: PiWi-Rebsorten tragen zu einer nachhaltigeren Weinproduktion bei. Weniger Pflanzenschutzmittel bedeuten weniger Boden- und Wasserbelastung und fördern die Biodiversität im Weinberg.
Kosteneffizienz: Weniger Pflanzenschutzmaßnahmen bedeuten auch geringere Kosten für die Winzer. Dies kann insbesondere kleinen Betrieben helfen, wettbewerbsfähig zu bleiben.
Anpassungsfähigkeit: PiWi-Rebsorten sind oft besser an verschiedene klimatische Bedingungen angepasst und können somit auch in Regionen angebaut werden, die für traditionelle Rebsorten immer weniger geeignet sind (mehr oder weniger Niederschlag durch die Klimaveränderungen).
Herausforderungen und Nachteile von PiWi-Rebsorten
Geschmack und Qualität: Eine der größten Herausforderungen bei PiWi-Rebsorten ist die Wahrnehmung, dass sie geschmacklich nicht mit traditionellen Rebsorten mithalten könnten. Obwohl viele PiWi-Weine mittlerweile qualitativ sehr hochwertig sind, gibt es noch Vorbehalte seitens der Weinliebhaber und Konsumenten. Dazu trägt auch der vielfach verwendete Name bei. „PiWi“ ist, wie beispielsweise „Sekt“, keine Bezeichnung die den Verbraucher einlädt und neugierig macht. Und beim Sekt sieht man, dass z.B. deutscher Winzersekt qualitativ und geschmacklich in keiner Weise der so schön klingenden Marke „Champagner“, hinterher stehen muss.
Marktakzeptanz: PiWi-Rebsorten sind auf dem Markt noch nicht so etabliert wie traditionelle Sorten. Es erfordert Zeit und Mühe, Verbraucher von den Vorteilen und der Qualität dieser Weine zu überzeugen. Ein Riesling oder Pinot Grigio sind bekannte Namen, aber Souvignier Gris oder Prior kennen die Verbraucher bisher noch zu wenig. Und auch bei diesen „alten“ Rebsorten mussten die Winzer einmal starten und probieren, wie und was ihnen am besten „steht“ um herausragende Weine zu produzieren.
Züchtung und Forschung: Die Entwicklung neuer, widerstandsfähiger Rebsorten ist ein aufwendiger und langwieriger Prozess. Es bedarf ständiger Forschung und Anpassung, um sicherzustellen, dass diese Rebsorten den Anforderungen der Winzer und Konsumenten gerecht werden.
Beispiele für erfolgreiche PiWi-Rebsorten sind unter anderem:

Souvignier Gris: Diese Sorte ist eine Kreuzung, die 1983 am Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg aus Cabernet Sauvignon und Bronner gezüchtet wurde. Tatsächlich stellte sich heraus, dass es sich bei der Muttersorte um Seyval Blanc und beim Vater um die Sorte Zärhinger, handelt. Souvignier Gris produziert Weißweine, die eine ausgewogene Säure und fruchtige Aromen aufweisen. Typische Geschmacksrichtungen sind Zitrusfrüchte, grüner Apfel und eine leichte Mineralität. Diese Rebsorte hat bereits viele herausragende Weine hervorgebracht, die sowohl bei Verbrauchern als auch bei Kritikern immer mehr Anklang finden.
Prior: Prior ist eine Kreuzung aus Bl. Spätburgunder, St.Laurent und Resistenzpartnern. Weine aus Prior zeichnen sich durch kräftige Tannine, eine tiefrote Farbe und Aromen von reifer, schwarzer Süßkirsche, und Gewürzen aus. Die Qualität dieser Weine ist vielversprechend , überzeugt und zeigt das Potenzial von PiWi-Rebsorten.
Praktische Erfahrungen und Meinungen von Winzern
Viele Winzer haben bereits positive Erfahrungen mit PiWi-Rebsorten gemacht. Beispielsweise berichten Winzer in Deutschland und der Schweiz von einer deutlichen Reduktion des Pflanzenschutzmittel-Einsatzes und einer erheblichen Verbesserung der Weinqualität. Besonders hervorzuheben sind die herausragenden Weine, die durch den Einsatz dieser Rebsorten entstehen können. Allerdings gibt es auch skeptische Stimmen, die die Langzeitstabilität und die Akzeptanz am Markt in Frage stellen. Aber wie gesagt, wie bei den traditionellen Rebsorten kommt es auf die Winzer an, Erfahrungen zu sammeln und vieles zu testen.
Zukunftsperspektiven für PiWi-Rebsorten
Die Zukunft der PiWi-Rebsorten sieht vielversprechend aus. Mit steigenden Umweltauflagen und einem zunehmenden Bewusstsein für Nachhaltigkeit könnten diese Rebsorten eine Schlüsselrolle im modernen Weinbau spielen. Die fortlaufende Forschung und Entwicklung neuer Sorten wird dazu beitragen, die Qualität und Vielfalt der PiWi-Weine weiter zu verbessern. Es wird erwartet, dass sich auch die Marktakzeptanz in den kommenden Jahren erhöhen wird, insbesondere wenn Verbraucher die ökologischen Vorteile erkennen und schätzen lernen. Hierzu tragen auch wesentlich, Zusammenschlüsse von Winzern wie Zukunftsweine (www.zukunftsweine.de) oder Piwi International (www.piwi-international.org), bei.
Unsere eigenen Pläne bei La Villa Mergo
Bei La Villa Mergo setzen wir auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Wir planen, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln weiter stark zu reduzieren, um die Bodenbelastung zu verringern und weniger Traktorfahrten durchzuführen. Dies schont nicht nur die Flora und Fauna in unseren Weinbergen, sondern reduziert auch den Einsatz von Kupfer und Schwefel. Stattdessen nutzen wir Kompost- und Kräutertees, um unsere Reben zu stärken und gesund zu halten.
Wir möchten uns der Zukunft nicht verschließen und wollen verschiedene Ausbauarten unserer PiWi-Weine testen. Dazu gehören:

Mit und ohne Maischestandzeit: Um verschiedene Geschmacksprofile zu erzeugen.
Rebeln und Ganztraubenpressung: Um die besten Methoden für jede Rebsorte zu finden.
Stahltank, Holzfass und Amphore: Um den Einfluss der verschiedenen Materialien auf den Wein zu untersuchen.

Für uns ist es entscheidend, dass unsere Weine nicht nur gut schmecken, sondern auch nachhaltig produziert werden. Der Einfluss auf die Umwelt spielt dabei eine ebenso wichtige Rolle wie die Qualität des Endprodukts. Aus diesem Grund nutzen wir auch schon in unseren bestehenden Weinbergen die Ideen der Permakultur, setzen Kompost- und Kräutertees, Pflanzenkohle und Geräte mit geringem Gewicht usw. ein.
Zusammenfassung und Ausblick
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass PiWi-Rebsorten eine spannende Entwicklung im Weinbau darstellen. Sie bieten zahlreiche Vorteile, insbesondere in Bezug auf Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Akzeptanz dieser Rebsorten in der Weinbranche und bei den Verbrauchern weiterentwickelt. Mit fortlaufender Forschung und Aufklärung über die Vorteile von PiWi-Weinen könnte der Weg für eine breite Einführung dieser innovativen Rebsorten geebnet werden. Bei La Villa Mergo setzen wir auf diese zukunftsweisende Methode und sind überzeugt, dass PiWi-Rebsorten einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Weinproduktion leisten können wie auch die Ideen der Permakultur und Biodiversität im Weinberg.
Wir wünschen Euch viel Freude beim Erkunden der Weinwelt und der Entdeckung der Schätze dieser neuen modernen Rebsorten. Wir müssen leider noch bis etwa 2027 warten, bis unsere neu gepflanzten Reben Ertrag haben und hoffentlich einen guten Wein hervorbringen, der dazu beiträgt

die Weinwelt zu bereichern.
Commentaires